Treuepfoten

Ein Sauwetter ist das heute, da bleibt man als Hund doch lieber zu Hause, geht nur mal um die Ecke gassi um Pippi zu machen. Ich dagegen musste mit meinem Frauchen diesen blöden Spaziergang machen, weil sie mich unbedingt mitnehmen wollte zu dem Einkauf. Na ja, gesträubt habe ich mich schon, nutzte aber gar nichts. Manchmal hat Frauchen eben keinerlei Erbarmen mit einer Hundeseele.

Nun bin ich hier am Ständer an dem Geschäft angeleint, während Frauchen drinnen im Geschäft verweilt, dort ist es bestimmt schön mollig und angenehm warm. Wären nur der fiese blöde Regen und der Wind nicht, ich friere am ganzen Körper, huuuuuu, ist mir entsetzlich kalt, eine Zumutung ist das aber auch, ob mein Frauchen wohl daran denkt? Aber sicher meint sie, ich gehe ja bei jedem Wetter raus gassi. Stimmt schon, aber dann nur kurz, und hier muss ich sooo lange ausharren, ist schon ein großer Unterschied dabei.

Ohh, diese Weiber aber auch! Ich glaube, ich muss mich mal bemerkbar machen und laut bellen, vielleicht kann sie das hören und erinnert sich an mich. Also den Kopf nach oben und dann "huuuuuu - wau-wau", langgezogener Heulton, klingt echt schaurig, gruselig, bin selber von dem Klang überrascht, soll es aber auch sein.

Zwischendurch mal kräftig prusten, schütteln, ahh, tut echt gut. Ein Blick zum Himmel hinauf, die dunklen grauen Regenwolken jagen sich gegenseitig voran, der Sturm heult als Begleitmusik dazu, während ich hier an der Ecke angeleint stehen muss. Dazwischen ein Blick zur Eingangstür des Geschäftes, aber nein, nur keine Einbildung, sie öffnet sich nicht, Frauchen lässt sich noch immer nicht blicken, also muss ich armer Hund noch weiter hier draußen in diesem ekelhaften Wetter ausharren und bibbern.

Kommt aber auch sonst kein Mensch vorbei, um mich zu bedauern, mir Trost zu spenden. Einige beruhigende, wohltuende Worte, Streicheleinheiten, absolute Medizin für meine Seele, könnte ich jetzt mehr als dringend gebrauchen. Ist aber immer so, wenn man es nötig hat, ist es nicht vorhanden.

Die Wartezeit schleicht schleppend dahin, zum Wahnsinnigwerden, noch immer ist mein Frauchen nicht in Sicht, stellt sich mir nun doch die Frage, was sie so lange in dem Laden hält, dass sie mich dabei völlig vergisst. Ich muss mich doch nochmal, nun aber stärker, lauter, bemerkbar machen, vielleicht hilft das. Also wieder den Kopf nach oben zum Himmel und dann "huuuuuu - wau-wau", dabei den schaurig klingenden Heulton länger hinausziehen. Spaß macht mir das absolut nicht, aber es muss sein, sonst erfriere ich hier noch. Mit Sicherheit bringt mir diese blöde Warterei bei dem Sauwetter aber eine Erkältung ein und ich muss mich einzige Zeit mit viel Wärme umgeben, an der Heizung bleiben.

Kaum zu fassen - na endlich, der liebe Himmel hat doch mein Bitten und Flehen gehört, die Tür des Geschäftes öffnet sich und mein heiß herbeigesehntes Frauchen eilt heraus, sieht meine anklagende bibbernde Figur an der Ecke, schlägt die Hände erschrocken vors Gesicht und stammelt dabei ganz entsetzt: "Oh Gott, mein armer, armer Flocki, dich hab ich ganz vergessen, das wollte ich aber nicht!"

Schnellen Schrittes kommt sie auf mich zu, streichelt über mein nasses Fell, ahhh wir gut mir dies Behandlung doch tut, nimmt dann die Leine fest in die Hand, während sie in de anderen die Tasche trägt, und los geht's in Richtung zu Hause. Ich schüttel mich nochmals kräftig, dann schicke ich einige dankbare Laute mit erhobenem Kopf gen Himmel hinauf, denn Gott hat meine Bitte gehört und mich aus dieser ungemütliche, scheußlichen Situation endlich befreit.

Autor: © Uta Fritzsche